mind.in.a.box interview:

mind.in.a.box - Interview for magazine 'Zillo 11/2007', Interviewer:'Marc Urban', about: 'Crossroads', Date: 2007-11-01
 
Link: Zillo 11/2007
 
Eine Geschichte in Schrift, Bild und Ton

Mit dem dritten mind.in.a.box-Album Crossroads offenbart sich wohl auch dem Letzten, dass hier sehr konsequent eine Science-Fiction-Story erzählt wird. Aus den anfangs noch sehr nebulösen Handlungssträngen ist inzwischen eine handfeste Geschichte geworden, die veritables Kopfkino erzeugt. Stefan Poiss und Markus Hadwiger über ihren Agenten Black und das trimediale Konzept von mind.in.a.box. Diesmal ist alles vereint: mind.in.a.box liefern nicht nur die Music, sondern im Booklet von Crossroads auch das komplette Drehbuch samt den entsprechenden Zeichnungen. Vieles, was auf den Vorgängeralben Lost Alone und Dreamweb allenfalls vage angedeutet wurde, bekommt plötzlich Sinn, wird plötzlich Klarer. Zwar kann man die Kurzgeschichte des Autors Andreas Gruber auch als losgelöste Lektüre betrachten und Crossroads separiert davon hören, im Prinzip gehört beides aber schon zusammen. Das meint auch MIAB-Großhirn Stefan Poiss: 'Die Verbindung der beiden ist sehr eng, zumal die ominöse Band mind.in.a.box ja auch in der Geschichte selbst vorkommt. Das finde ich total spannend, weil wir, besser: unsere Musik eine Art Bindeglied, quasi einen Schlüssel zum Dreamweb darstellt. Viele Dinge der Story, wie den Club oder eben uns selbst, gibt es tatsächlich, manche nicht oder vielleicht doch? Die Grenze ist hier sehr fließend. Wir haben sehr viel Wert darauf gelegt, dass die Story im Booklet mit den Songtexten in sich schlüssig ist, wobei wir es so ausgelegt haben, dass die Story auf den Songtexten aufsetzt. Die Story von Andreas Gruber wirde also erst geschrieben, als das Album bereits komplett fertig war. Er musste sich an unseren Storynotizen orientieren, damit beides nicht auseinanderdriftet.' Überfordern wollen die beiden Wiener ihre Hörer allerdings nicht. Niemand muss sich auf das komplexe Konzept von mind.in.a.box einlassen, im Spaß an der Musik zu haben. 'Wir finden, dass sich die Kurzgeschichte und unsere Musik sehr gut ergänzen, was den Hörern, erlaubt, noch mehr in die Welt von mind.in.a.box einzutauchen', sagt der für die Songtexte zuständige Markus Hadwiger, versichert aber gleichzeitig: 'Für uns war es aber immer sehr wichtig, dass die Musik selbst auch einzelne Songs, für sich alleine stehen können. Wir versuchen, die Geschichte so fortzuführen, dass sie mit den Emotionen, die unsere Musik vermitteln soll, unmittelbar zusammenpasst. Man kann da ins Detail eintauchen, sich aber auch einfach nur fallen lasses und rein auf musikalischer und emotionaler Ebene seinen Zugang finden.' Wer tiefer eintaucht, macht auf Crossroads endlich die Bekanntschaft des Hauptdarstellers Black, der vorher nur anonym in Erscheinung trat. Im dritten Song des Albums, dem Stück 'Into the Night', fällt zum ersten Mal sein Name. Dazu Markus: 'Den Namen von jemandem nicht zu nennen, betont seine Anonymität und auch seine Austauschbarkeit. Bis jetzt hätte Black fast ein x-beliebiger Agent sein können, für uns wird er erst durch seine Erkenntnis, dass er sein Leben ändern muss, zur wirklich interessanten Person, die dann auf Crossroads auch im Zentrum der Geschichte steht. Außerdem kennt Black selbst seinen wahren Namen nicht, erst als er am Ende von 'Into the Night' beim Einchecken im Hotel einen Namen angeben muss, wählt er spontan Black, wahrscheinlich als Kontrast zum Namen seines früheren Kontaktmanns White.' So willkürlich oder zufällig das klingen mag, so ausgeklügelt ist das Konzept von mind.in.a.box in Wahrheit. Deutlich wird dies bei den Openern bzw. Closern der Alben, die sich immer auf den Vorgänger bzw. den Nachfolger beziehen und damit die Durchgängigkeit der Geschichte gewährleisen. Klar wird dies einmal mehr auch bei Crossroads, dessen Opener 'Introspection' damit beginnt, dass der Protagonist Black berichtet, wie er zwei Tage zuvor erst aufgewacht sei (aus dem Dreamweb). 'Mit dieser Szene schließt, Crossroads unmittelbar an das Vorgängeralbum Dreamweb an, auf dem im letzten Song 'Escape' unser Protagonist Black im Dreamweb gefangen war', erläutert Markus. 'Der Beginn von 'Introspection' ist der Übergang aus dieser Traumsequenz in die 'reale' Welt, in die er von den Sleepwalkers zurückgeholt wird. Für uns symbolisiert dieser Übergang, also eine Art Aufwachen, auch die Tatsache, dass Black sein bisheriges Leben infrage stellt und dadurch gezwungen wird, sich und seine Zukunft neu zu definieren, also auch ein Aufwachen im metaphorischen Sinne. Dieses Thema ziegl sich dann auch insgesamt durch Crossroads, insofern gibt das Intro schon stark die Richtung an, in die es weitergehen wird.' Und natürlich - man kann es sich fast denken - bleibt das Ende auch diesmal wieder offen. Denn mit dem letzten Song 'Run For Your Life' ist der Übergang zu MIAB-Album Nummer Vier bereits vorbestimmt.