mind.in.a.box interview:

mind.in.a.box - Interview for magazine 'Schwarzes Wien', Interviewer:'', about: 'Lost Alone', Date: 2004-06-03
 
Link: Schwarzes Wien
 
SW: Wie war die Resonanz zu eurem Überraschungserfolg? Platz 1 in den DAC Albumcharts - das ist ja schließlich nichts Alltägliches.
Stefan: Die Resonanz kam hauptsächlich aus Deutschland und den USA, hauptsächlich in Form von E-Mails. Die Promotion zum Album war und ist natürlich sehr stark auf Deutschland konzentriert, es sind dort sehr viele DJs bemustert worden, und es wurden auch viele Flyer für das Album und einige Releasepartys verteilt. Zu unserer Überraschung kam auch wesentlich mehr Resonanz aus den USA als aus Österreich! Metropolis hat in den USA aber sehr gute Promotion gemacht und auch mehrere Releasepartys veranstaltet, z.B. in Seattle, Washington und Detroit - dementsprechend kommen laufend E-Mails auch aus Amerika.
 
SW: Vielen Hörern ist auch gar nicht bekannt, dass ihr aus Österreich kommt. Ihr seid ja in einer deutschen Musikzeitschrift auch schon als „deutscher Act“ benannt worden.
Stefan: Wir wollten uns, und damit auch unsere Herkunft, eigentlich auch nicht so in den Vordergrund stellen. Außerdem ist es sicher leichter, wenn man schon in Deutschland Erfolg gehabt hat, auch in Österreich bekannter zu werden. Wenn man sich auf Österreich konzentriert, dauert so etwas sicher viel länger. Die Szene hier ist im Vergleich einfach sehr klein.
 
SW: Live wird es euch ja in näherer Zukunft nicht zu hören geben, oder?
Stefan: In näherer Zukunft wahrscheinlich nicht. Wir konzentrieren uns momentan auf die Arbeit am zweiten mind.in.a.box Album und werden erst danach wirklich über Auftritte nachdenken. Es gab aber bisher schon einige Anfragen von deutschen Clubs, auch aus Amerika kam eine Anfrage. Wir sehen mind.in.a.box momentan auch mehr als Studiomusik. Es gibt Musiker, die wollen unbedingt auf die Bühne, und andere fühlen sich im Studio wohler.
 
SW: Wir können uns aber schon vorstellen, dass eure Musik auch live sehr interessant wäre.
Stefan: Bei einigen Songs ist das aber schon schwierig. „Change oder „Walking“ – das kann ich mir irgendwie live momentan nicht vorstellen…
 
SW: Stefan, du singst ja auch alle Vocals selbst ein…
Stefan: Ja, das ist live schon etwas schwierig (lacht)
 
SW: Seid ihr schon am Arbeiten für das neue Album?
Stefan: Ja. Im Prinzip haben wir schon vor dem Release des ersten Albums damit angefangen. Wir arbeiten sowieso laufend daran, 2 Tracks sind schon fertig, 4 sind zur Hälfte fertig.
 
SW: Wann wird das voraussichtliche Erscheinungsdatum sein?
Stefan: Das kann man noch nicht genau sagen, das hängt vom Label ab. Aber ich würde sagen, spätestens Juni 2005. Aber wie gesagt, das hängt von den Releases des Labels ab. Bei „Lost Alone“ haben wir das Release auch ein paar Monate verschieben müssen.
 
SW: Naja, das hat sich aber offensichtlich ausgezahlt (lachen). Wie wird das neue Album im Vergleich zu „Lost Alone“ klingen?
Stefan: Eine Spur härter und noch etwas clubtauglicher.
Markus: Aber wir versuchen natürlich, unser Konzept weiterzuführen und damit auch die Geschichte, die „Lost Alone“ erzählt. Der Sound wird sich aber schon leicht verändern, man will sich ja auch weiterentwickeln.
 
SW: Mit eurem Konzept habt ihr ja ziemlich den Nerv der Zeit getroffen. Viele Leute sind „mind in a box“ – seid auch ihr „minds in a box“? Wie kommt man auf so eine Konzeptidee?
Markus: Sowohl als auch. Es stecken ja viele verschiedene Botschaften darin. Ein Teil stellt auch uns selbst und jeden dar, der versucht auszubrechen aus ganz normalen Situationen, die einen persönlich einschränken, wie z.B. Beruf und Alltag. Wir fühlen uns teilweise auch im Alltag eingesperrt. Es ist aber auch eine Anprangerung unserer Zeit – man sieht ja die Beeinflussung der Medien und die generelle Vereinsamung überall. Es ist natürlich immer die Frage, ob ein interner oder externer Zwang die Ursache für solche Gefühle ist. All diese Fragen sollen in unserem Konzept vereint werden – darüber hinaus soll natürlich ein gewisser Freiraum für eigene Interpretationen offen bleiben.
 
SW: War es ein Ziel für euch, durch die Arbeit an eurem Album aus der persönlichen Box raus zu finden? Die eigene Befreiung durch die künstlerische Arbeit?
Markus: Ein wirkliches Ziel war es nicht, würde ich sagen. Primär ist es unser Ziel, diese Dinge darzustellen und zu symbolisieren. Es sollte nicht unserem eigenen Exorzismus dienen, obwohl es natürlich für uns schon einige Überlappungsbereiche gibt.
 
SW: Ist jetzt, nach eurem großen Überraschungserfolg, die Box ein bisschen mehr offen?
Stefan: Ja – es macht´s vielleicht ein bisschen leichter (lacht)
 
SW: Wie entstehen eure Songs? Gibt es zuerst den Text und man inspiriert sich dadurch für die Musik oder umgekehrt? Oder wächst das gemeinsam?
Stefan: Unterschiedlich. Im Idealfall setzten wir uns zusammen, überlegen uns den Inhalt des Titels, ich arbeite dann an der Musik und Markus am Text. So kommen wir beide zur gleichen Vision vom Endprodukt. Am Ende singe ich dann den Text ein. Manchmal ist es aber auch anders. (lacht)
 
SW: Die Arbeit dran ist also fließend? Das merkt man auch beim Anhören…
Stefan: Natürlich wird dann später noch viel geändert, das gehört dazu.
 
SW: Seid ihr Perfektionisten? Seid ihr jemals mit einem Song zufrieden oder habt ihr den permanenten Drang zur Überarbeitung?
Stefan: Perfektionisten sind wir schon. Aber irgendwann haben wir dann schon einen Punkt erreicht, wo wir sagen, jetzt passt es. Und den Punkt erkennen wir dann auch. Wir haben ja für „Lost Alone“ genug Zeit gehabt, mehr als 3 Jahre.
 
SW: Wie oft habt ihr die fertigen Songs überarbeitet?
Stefan: Unterschiedlich. „Walking“ war am schlimmsten – da gab es ungefähr 10 verschiedene Versionen. „Walking“ kann ich momentan am wenigsten hören. (lacht)
 
SW: Wie lange hat es gedauert, bis Stefan Herwig von Dependent Records auf euch aufmerksam geworden ist?
Stefan: Wir haben unsere Demos verschickt und Stefan hat dann eigentlich ziemlich bald angerufen. Er war quasi von Anfang an dabei. Zu Beginn hat er eigentlich als Manager fungiert und das Album anderen Labels angeboten. Letztendlich ist „Lost Alone“ dann doch bei Dependent raus gekommen – und ich bin auch sehr froh darüber. So konnten wir uns wirklich frei entfalten.
 
SW: Ist eigentlich geplant, aus dem Album eine Single auszukoppeln?
Stefan: Wahrscheinlich nicht. Unter Umständen wird es eine Remix-EP geben. Für das nächste Album ist aber schon eine Single geplant, auf jeden Fall.
 
Six Pack


1. Warum habt ihr diesen Interview-Ort gewählt? (Anm.: Starbucks Coffee House, Wien, Mariahilferstrasse)

Stefan und Markus: Das hat nichts mit einer Vorliebe für die amerikanische Kultur zu tun. (lachen) Wir treffen uns hier sehr oft zum Arbeiten, weil die ruhige Atmosphäre und die gemütlichen Sofas eine angenehme Umgebung für Gespräche bieten.
 
2. Eure erste und eure zuletzt gekaufte CD/Platte?
Stefan und Markus:An die erste kann ich mich nicht mehr genau erinnern. Es war aber sicher etwas ganz peinliches …
Stefan: Gestern hab ich mir 'House Of The Moles' von Ministry gekauft.
Markus: Meine letzte CD war “Once” von Nightwish.
 
3. Welche Bands/Musiker inspirierten euch zu eurer Musik?
Stefan: Die Inspiration kann ich nicht auf bestimmte Bands fixieren, da es keine bestimmten Vorbilder gibt.
Stefan und Markus: Da wir beide aus der Computerspiel-Branche kommen am ehesten die Musik zu diversen Spielen.
 
4. Wie sieht die Vorstellung von einem perfekten Tag für euch aus?
Markus: Nachdem man wochentags erfolgreich am neuen Album gearbeitet hat am Wochenende frühestens um 14.00 Uhr aufstehen, dann einfach nur rumhängen und am Abend das machen, wozu ich gerade Lust habe – ohne langen Plan…
Stefan: Das tun zu können, was man selber wirklich tun will – und damit seinen Lebensunterhalt verdienen. Wenn man das geschafft hat, dann ist das für mich der perfekte Tag!
 
5. Habt ihr ein bestimmtes Lebensprinzip/Lebensmotto?
Stefan: Musikalisch gesehen bin ich schon eher ein Perfektionist! Außerdem bin ich der Meinung, man sollte nicht aus Faulheit Dinge nicht tun, obwohl man eigentlich den Wunsch dazu hat. Man soll etwas machen, weil man es machen will – unabhängig vom Arbeitsaufwand, der dahinter steckt. Quasi aus reiner Überzeugung. Wegen einem hohen Aufwand davor zurückschrecken, das finde ich nicht gut. Aufwand sollte kein Hindernis sein.
Markus: Dem kann ich mich nur anschließen.
 
6. Wovor habt ihr am meisten Angst?
Stefan:Ja, das sehe ich auch so. Ganz im Sinne von unserem „mind.in.a.box“-Konzept…