mind.in.a.box interview:

mind.in.a.box - Interview for magazine 'Orkus 10/2007', Interviewer:'Daniel Dreßler', about: 'Crossroads', Date: 2007-10-01
 
Link: Orkus 10/2007
 
Wie geht es euch, nachdem ihr das Album endlich fertig produziert habt? Seit ihr zufrieden oder gibt es im Nachhinein immer noch einige Sachen, die man jetzt noch mal ändern möchte?
Stefan: Die Arbeiten an diesem Album waren sehr aufwendig, und ich bin dieses Mal zufrieden wie noch nie. Das klingt nach Promotion, aber es stimmt wirklich. Diesmal stimmt auch das Packaging mit dem aufwendigen Booklet und tollen Grafiken, und nicht zu vergessen die Story-Fragmente, die wir von Andreas Gruber schreiben haben lassen, einem österreichischen Science Fiction und Horror Autor, der schon mehrere Preise gewonnen hat. Diese Story-Fragmente waren mir sehr wichtig, um mehr Details und Tiefe unserer Geschichte zu vermitteln, als es in Lyrics möglich ist. Ich bin wirklich rundum zufrieden und würde nichts mehr ändern wollen. Ich denke die CD kann man herzeigen.
 
Wie sind eure Erwartungen? Hofft ihr wieder auf einen „Sieg auf der ganzen Linie“?
Stefan: Die Erwartungen nach Lost Alone auf Platz 1 und Dreamweb auf Platz 2 der DAC sind natürlich hoch, aber von solchen Dingen abgesehen können wir meiner Meinung nach auf Crossroads aus künstlerischer Sicht sehr stolz sein. Und so etwas ist von etwaigen Chart-Platzierungen oder Verkäufen natürlich unabhängig, also quasi eine qualitative Absicherung des kommerziellen Erfolges oder Misserfolges, falls man auf solche Dinge wert legt. Ich denke, vor allem muss man selbst mit dem Produkt, das man erschafft, zufrieden sein. Sonst hat es keinen Wert.
 
Eure Alben erzählen ja Geschichten. Worum geht es in „Crossroads“ allgemein und inwieweit hängt dieses Album mit dem Vorgänger „Dreamweb“ zusammen?
Stefan: Crossroads setzt die mind.in.a.box Story, die wir auf Lost Alone begonnen und auf Dreamweb fortgesetzt haben praktisch nahtlos fort. Neben dieser Hintergrund-Story beschäftigt sich das Album aber auch mit einem spezielleren Thema, nämlich Identitätsverlust. Es geht um die Suche nach sich selbst, wer man selbst ist, wo man eigentlich steht und welchen Weg man einschlagen will. Daher auch der Albumtitel „Crossroads“. Im Zentrum der Story steht diesmal der wesentliche Protagonist aus Dreamweb, dessen Name zuvor noch nicht erwähnt wurde. Crossroads ist vor allem sein Album. Im Gegensatz zu seiner Vergangenheit bekommt er nun Zweifel, auf wessen Seite er eigentlich steht. Mehr will ich hier noch nicht verraten.
 
Das letzte Lied auf „Crossroads“ hat für mich den Eindruck hinterlassen, dass es immer noch einen Kampf zwischen Mensch und Maschine gibt. Ist die Geschichte also noch nicht zu Ende erzählt?
Stefan: Unsere Geschichte ist noch wesentlich länger, und Run for Your Life stellt schon die Überleitung zum nächsten geplanten Album dar. Wer genau hinhört, kann hier vielleicht schon erahnen, was auf den Protagonisten zukommen wird. Weil du das Thema Maschine ansprichst: Der Song Redefined stellt quasi den Gegenpol zum Song Machine Run aus Dreamweb dar. So gesehen triffst du mit „Kampf zwischen Mensch und Maschine“ für das nächste Album beinahe ins Schwarze.
 
Zwischen den beiden Alben sind ja zwei Jahre vergangen, deutlich länger als noch zwischen dem „Dreamweb“ und „Lost Alone“. Wieso hat es dieses Mal etwas länger gedauert?
Stefan: Einerseits war es diesmal noch etwas aufwendiger und zeitintensiver für uns. Markus hatte auch eine Zeit lang noch viel für sein technisches Buch, das wohl nur etwa fünf Leute auf der Welt verstehen, zu tun, das in der Zwischenzeit auch veröffentlicht wurde.
Markus: Für mich war die sehr kurze Zeitspanne zwischen den ersten beiden Alben eine Ausnahme. Wir hatten schon vor der Veröffentlichung von Lost Alone viel Vorarbeit für Dreamweb geleistet, und wenn man auch einen „normalen“ Beruf hat, dann ist es nicht so einfach, die notwendige Zeit und Freiheit zu finden, um den Qualitätslevel zu erreichen, den wir uns als Ziel setzen.
Stefan: Ja, man muss bedenken, dass wir diesmal nahezu von Null beginnen mussten. Als Lost Alone veröffentlicht wurde, hatten wir schon ein paar Songs für Dreamweb fertig. Certainty beispielsweise war noch im Gespräch ob es noch auf unser erstes Album kommen soll, oder erst auf das Folgealbum. Ich habe nach Dreamweb auch künstlerisch eine kleine Auszeit genommen. Nach ein bis zwei Monaten begann ich dann wieder mit frisch aufgeladenen Akkus zu arbeiten. Ich wollte musikalisch wieder mehr zu meinen eigenen elektronischen Ursprüngen zurück, zum Flair meiner älteren Stücke, als ich noch mit dem selbstprogrammierten Sequenzer von Markus arbeitete. Manchmal reaktiviere ich auch ganz altes Material, überarbeite es, und mache daraus einen Song. Der Song „Into the Night“ ist beispielsweise im Wesentlichen noch vor Lost Alone entstanden. Von dieser Ur-Version hatten wir mal einen instrumentalen Ausschnitt auf unserer Webpage zum Download. Manche Leute fragten uns sogar wo dieser Song released wurde, weil sie ihn nirgends finden konnten, und vielleicht freut sich nun der eine oder andere, dass es jetzt soweit ist. Daraus ist „Into the Night“ entstanden und daher für mich ein ganz spezieller Song.
 
Als ihr mit den Arbeiten zu „Crossroads“ angefangen habt, wusstet ihr da schon, in welche Richtung es gehen sollte, oder hat sich das ganze erst ergeben?
Stefan: Im Wesentlichen müssen wir grob mindestens ein Album im Voraus planen, soweit es die Hintergrundgeschichte betrifft. Die Richtung muss schon lange vorher klar sein, und wir deuten ja meistens bereits mit dem letzten Song an, wohin die Reise gehen wird. Wir wissen also auch jetzt schon was thematisch im nächsten Album passieren wird. Aber vieles von dieser Story ergibt sich auch ganz natürlich während wir an ihrer Umsetzung arbeiten. Einmal hat Markus eine Idee, wie es weitergehen könnte, und einmal ich. Von Zeit zu Zeit halten wir das dann auf Papier fest. Andererseits ist die Story oft verdammt nahe an der Realität, wer weiß schon was hier eigentlich Story und was Realität ist.
Markus: Eine wesentliche Idee von mind.in.a.box war es von Anfang an, nicht nur pro Album ein gemeinsames Story-Konzept für alle Songs zu verwenden, also quasi einzelne, für sich allein stehende Konzeptalben zu machen, sondern alle Alben in eine einzige große, fortlaufende Story einzubinden, sozusagen ein riesiges Konzeptalbum mit mehreren Kapiteln. Daher wissen wir zumindest grob, wo es hingehen wird und arbeiten dann pro Album die spezifischen Story-Elemente genauer aus.
 
Nachdem ich euer Album gehört habe, war ich wider erstaunt, welche Ideen ihr wieder in eure Stücke eingebaut habt. Entstehen die Songs einfach aus dem Bauch heraus oder ist es wirklich schwere, durchdachte Arbeit? Und hat sich etwas an der Herangehensweise geändert im vergleich zu den früheren Werken?
Stefan: Vielen Dank. An sich entscheiden wir zuerst, worum es in einem Song gehen soll. So ist es leichter bestimmte Gefühle in Musik auszudrücken, und man verliert nicht so leicht den Faden. Manchmal dreht man aber natürlich schon auch einfach an Sound oder Komposition herum und lässt sich überraschen, wohin das führen wird. In Summe ist das aber für mich die schlechtere Herangehensweise. Soviel zur Theorie. In der Praxis ist es aber beispielsweise so, dass ich bevorzuge schon mit fertigen Lyrics zu starten und Markus es aber lieber umgekehrt hat. Dann starte ich oft einfach mit dem Song, weil Markus lieber mit seinen zig Spielekonsolen spielt, und wenn ich ihn mit der Musik begeistern konnte schreibt er dann den Text.
Markus: Moment, ganz so ist das nicht… wir versuchen einfach Musik und Text möglichst gut aufeinander abzustimmen, und dafür gibt es denke ich kein Patentrezept. Manchmal klappt es besser, zuerst den Text zu haben, und manchmal braucht der Text aber auch schon die Musik, um tatsächlich entstehen zu können.
Stefan: Nach zwei Wochen Chaos ist der Song dann meistens fertig… es sei denn, Markus ändert noch Details in den Lyrics.
Markus: Ich denke, unser Ansatz bei den Lyrics ist auch sehr Sprachrhythmus-basiert. Der tatsächliche Text ist uns natürlich sehr wichtig, aber genauso versuchen wir die Aneinanderreihung der einzelnen Worte, ihren Klang und Fluss, an die Musik anzupassen, sodass auch rein von Gesangs- oder Sprechrhythmus und Klang eine Einheit entsteht. Dafür ist es natürlich oft notwendig, Musik und Text in mehreren Iterationen aufeinander abzustimmen. Wir verwenden also keine fertigen „Gedichte“, die dann quasi nur noch vertont werden. Unsere Arbeitsweise war eigentlich immer schon so, aber wie gesagt ist es von Song zu Song unterschiedlich in welcher Reihenfolge die einzelnen Elemente tatsächlich entstehen.
 
Nachdem ja die ersten beiden Alben über alle Maßen gelobt wurden, setzt man als Musiker sicher auch alles daran, das nächste Album noch ein Stückchen besser zu machen. Gab es da vielleicht auch manchmal Probleme während der Produktion, dass man sich selber so stark unter Druck gesetzt hat, dass nichts mehr ging?
Stefan: Hin und wieder hat wohl jeder Phasen, wo man hängt und nicht vorankommt wie gewollt. Aber wir hatten auch keinen Druck von wartenden, schreienden Groupies unter unseren Fenstern. Somit können wir uns gut auf unsere Arbeit konzentrieren. Erzwingen kann man ohnehin nichts. Meistens hilft einfach eine Pause oder man verwirft einfach die Arbeit. Das habe ich früher gerne gemacht, wenn ich nicht vollständig zufrieden war. Ich hatte das Gefühl, dass nach einem Neubeginn die Musik zwar weg ist, ich aber künstlerisch wieder alles zurückbekomme. Ich glaube, außer mir versteht das aber niemand, Markus hat mich dann immer gerügt, wenn ich wieder mal etwas komplett verworfen hatte.
Markus: Hmm, man braucht manchmal sicher einen Neuanfang, wenn man irgendwo in eine Sackgasse läuft. Andererseits produziert Stefan eigentlich nur Melodien, die einem nicht mehr aus dem Kopf gehen, und dann ist es natürlich schwierig, sich damit abzufinden, wenn sie durch andere ersetzt werden. Aber in Summe zählt vor allem, ob die Einzelteile zusammenpassen und ein perfektes Ganzes ergeben.
Stefan: Generell arbeite ich so lange an einem Song, bis ich selbst damit wirklich komplett zufrieden bin. Das ist für mich das beste und einzige Qualitätskriterium, auf das ich mich verlassen kann. Und dabei muss man natürlich ehrlich zu sich selbst sein, sonst funktioniert das nicht.
 
Wenn man einen Blick auf eure Homepage wirft und die Reaktionen der Fans zu euren Alben liest, fällt immer auf, dass eure Songs nicht nur gelobt werden, sondern viele damit auch ihre eigenen, persönlichen Probleme bewältigen bzw. Kraft durch eure Songs finden. Kann man euch als die Seelsorger der Elektroszene bezeichnen?  Was bedeuten diese Worte der Fans für euch?
Stefan: Das bedeutet uns sehr viel. Wenn wir jemandem durch unsere Musik und Texte helfen können besser im Leben zurecht zu kommen, dann ist das ein sehr großes Kompliment für uns. Es fließt in gewisser Weise ein Teil der Energie wieder zu uns zurück, und das gibt uns ungemein Kraft und motiviert uns beide sehr. Es ist einfach schön, mit unserer Arbeit Leute so tief berühren zu können. Da wir sonst kaum mit unserer Musik direkt in der Öffentlichkeit stehen, ist das für uns ganz besonders wichtig.
 
Oftmals wird auch der Wunsch nach Liveuaftritten laut. Ihr habt ja gesagt, dass ihr eigentlich keine Liveauftritte machen wollt. Hat sich daran immer noch nichts geändert, oder wackeln da vielleicht schon langsam die Prinzipien angesichts so vieler Leute, die euch live sehen wollen?
Stefan: Vor Lost Alone konnte ich es eigentlich ausschließen. Nach Dreamweb geriet ich ins Wanken, aber nun habe ich den Gedanken live aufzutreten abermals in den Hintergrund geschoben. Wir sind ein ganz spezielles Projekt, eine spezielle Band, bei dem ein typischer Liveauftritt einfach nicht funktionieren würde. Da stellen sich sehr viele Fragen. Wer singt etwa verschiedene Vocoderstimmen live, wie bindet man die Story in einen Liveauftritt ein usw. Wir könnten so etwas wie die Chemical Brothers machen und ziemlich passiv Visuals einsetzen, aber das wäre ziemlich langweilig wie ich finde. Ich will Live Auftritte nicht ausschließen, der geniale Einfall zur Umsetzung fehlt im Moment aber noch.
 
Ich denke an die Band Gorillaz, deren Musiker ja auch im Hintergrund sind und eigentlich animierte Zeichentrickpersonen agieren lassen. Wäre das vielleicht eine Möglichkeit, euch mal „live“ zu sehen (sieht man mal vom Geld ab, das das Ganze bestimmt kosten würde)?
Stefan: Wie du sagst, würde es bei dieser Möglichkeit an den Kosten scheitern. Doch selbst wenn wir das hinbekämen, würden sich viele Leute wahrscheinlich nicht mit so einer unpersönlichen Umsetzung zufrieden geben.
 
In einer früheren Ausgabe vom Orkus habt ihr mal gesagt, dass eure Geschichten Metaphern für die Realität sind und das ihr als Musiker lediglich die Erzähler seid. Aber auch als Erzähler muss man ja Gefühle vermitteln können. Überschneiden sich die Stücke daher nicht auch mit den Gefühlen der Erzähler in irgendeiner Weise?
Stefan: Du hast Recht, das überschneidet sich natürlich durchaus, und ich glaube man hört das auch von Album zu Album. Unsere Story hat gewisse beabsichtigte Analogien zur Realität, die Band mind.in.a.box kommt ja sogar mittlerweile selbst schon darin vor. Das ganze wird in gewisser Weise auch zu einem Abdruck unserer selbst, ob wir wollen oder nicht.
Markus: Also die Hintergrund-Story ist ein wichtiger Aspekt, aber wir wollen natürlich vor allem auch Emotionen transportieren, und die können und sollen auch als komplett eigenständig gesehen werden. Die Emotionen und Gefühle in unseren Songs basieren meistens auf eigenen Erfahrungen, Beobachtungen, oder zumindest „Gedankenexperimenten“ über gewisse Aspekte des menschlichen Charakters oder der Welt in der wir leben.
 
Natürlich fragt man sich auch, wer eigentlich hinter MIAB steckt, zumal es immer schwer ist, euch irgendwelche Informationen rauszukitzeln. Auch wenn eure Musik erfolgreich ist, so interessiert es mich doch, ob ihr mittlerweile von eurer Musik leben könnt, oder ob ihr noch andere Jobs macht?
Stefan: Warte kurz, Markus ruft gerade unseren Chauffeur...
Markus: Der steckt noch im Stau fest, aber bei dieser Limousinenlänge ist das ja auch nicht weiter verwunderlich…
Stefan: Verdammt! Spaß beiseite… Es wird immer schwieriger, von Musik zu leben, und wir sind weit davon entfernt. Allerdings mache ich Zurzeit full-time Musik bzw. Tonstudioarbeiten, weil die Firma in der ich zuletzt gearbeitet habe ihren Sitz verlegt hat. Für mich privat passt der Albumtitel also hervorragend. Mal sehen, wie lange das gut geht. Markus macht glaube ich seinen vierten Doktortitel oder so.
Markus: Ich bin mit meinem Beruf ziemlich ausgelastet und kann so ohnehin nur in meiner Freizeit an mind.in.a.box arbeiten, aber zum Glück macht Stefan ja fast die gesamte Arbeit.
Stefan: Wir haben aber eigentlich immer an Projekten gearbeitet, die wir machen wollten, ohne Rücksicht zu nehmen, ob das Geld bringt oder nicht. Wir haben z.B. fünf Jahre lang in unserer Freizeit an einem Freeware 3D Space Shooter gearbeitet, ohne einen Cent dabei zu verdienen, einfach weil es geil war. Wer macht das schon? Natürlich wäre es schön, ohne Probleme von Musik leben zu können, aber das muss auch nicht unbedingt sein. Ich will hier auch gar keine Schuld auf die Downloader und Raubkopierer schieben. Es ist einfach so wie es ist, und es hat für mich keinen Sinn herumzujammern. Da mache ich lieber Musik.
 
Als Musiker ist man ja auch auf die Ehrlichkeit der Hörer angefordert. Jetzt hat euer Label Dependent ja die Pforten dicht gemacht, weil es zu viele illegalen Downloads gibt. Wie sehr trifft euch das? Wie stark leidet ihr unter den illegalen Downloads?
Stefan: Das ist wirklich sehr schade mit Dependent Records. Ich schickte damals Demos an Labels, deren Musik ich gut fand, und wir hatten das Glück mit Dependent Records zusammen zu kommen. Wir haben dem Label sehr viel zu verdanken und haben zusammen Einiges erreicht. Es ist wirklich traurig, aber so ist das Leben. Wir hoffen, dass wir mit Crossroads zusammen noch einmal richtig auf die Pauke hauen können, und unseren Beitrag zu einem würdigen Abgang zu leisten. Ich weiß nicht, ob man sagen kann, dass wir unter den illegalen Downloads leiden. Meiner Meinung nach war klar, dass sich die Dinge so entwickeln werden, das gehört zum digitalen Zeitalter. Es ist extrem schade, wenn einem Musik nicht 13 oder 14 Euro Wert ist. Wenn ich ne CD gut finde, kaufe ich sie, weil ich etwas in Händen halten will. Ich denke da gar nicht nach. Ein mp3 file zu kaufen ist langweilig, und kopieren ist noch langweiliger. Ich denke den Leuten entgeht dabei sehr viel, so als ob man guten Wein aus der Dose trinken würde, aber es ist nicht gut Leute zu ihrem Glück zu zwingen. Der Inhalt ist vielleicht derselbe, aber aus einem Glas schmeckt es einfach besser. Wir verpacken uns selbst ja auch mit schönen Stoffen die uns gefallen und laufen nicht in Kartoffelsäcken herum. CD Käufer sind die Cooleren unter der Sonne!
 
In einem Interview hat Stefan Herwig mal gesagt, dass die schwarze Szene, insbesondere die Clubkultur, oberflächlich geworden ist und man selten sich noch intensiv mit den Veröffentlichungen auseinandersetzt. Ihr seid da ja vielleicht die letzte Bastion, weil ihr euch nicht mit den üblichen Klischees abgibt. Wie schwer ist es aber für euch, „gegen den Strom zu schwimmen“? Denn ich höre eure Songs selten im Club.
Stefan: Unsere melancholische und oft sehr komplexe Herangehensweise ist nicht so leicht zu verdauen wie die üblichen Clubsongs, dafür ist sie denke ich aber auch intensiver. Ich sehe das eigentlich alles nicht so tragisch. Unsere Musik kann ja auch zuhause, im Auto, oder sonst wo gehört werden. Clubmusik ist nur ein kleiner Teil des ganzen Spektrums. Auf „Crossroads“ sind aber doch auch einige Tracks, die ich als clubtauglich bezeichnen würde. Vielleicht können wir die Clubszene damit besser erreichen und mit unserem Stil einen Beitrag leisten, etwas Farbe und Alternative reinbringen.
Markus: Ich finde es sehr schade, dass gute Musik – die man tatsächlich auch zuhause hören würde wollen – und Clubmusik oft zwei komplett unterschiedliche Dinge zu sein scheinen. Aber DJs müssen natürlich auch das unmittelbare Bedürfnis ihrer „Kunden“ bedienen, einfach abtanzen zu können ohne viel nachdenken oder sich einhören zu müssen. Das muss man respektieren. Trotzdem könnte es in diesem Bereich sicher deutlich mehr Mut zu Experimenten geben.
 
Vielleicht mal kleiner Blick in die Zukunft: Wie sieht es da aus? Neues Label, neue Stücke, neues Album vielleicht schon in Angriff genommen?
Stefan: Drei exklusive Tracks gibt es für die Albumkäufer von Crossroads, mit dem Booklet-Code für unserer hidden-area auf mindinabox.com. Ansonsten ist noch nichts geplant. Wir freuen uns selbst erst mal, das Album physisch in Händen halten zu können. Die Labelsuche ist erstmal hinten angestellt, es ist noch genügend Zeit, und zuerst muss es dann das vierte Album geben. Jetzt wird erst einmal das aktuelle Album gefeiert, Markus spreng den Korken!
Markus: Genau. Also, wir konzentrieren uns jetzt erstmal auf „Crossroads“, und dann werden wir uns sicher auch wieder ein bisschen Auszeit nehmen. Aber die Story von mind.in.a.box ist ja noch lange nicht zu Ende erzählt.